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Heute abend ist es soweit, es küsst mich die Muse,
ich habe Zeit und dichte ein paar großartige Zeilen in meinen Computer hinein,
der dann nichts anderes im Sinn hat, als alles ganz schnell verschwinden zu lassen.
Da nützt jetzt kein Geheule, kein Gejammere, kein Gebrüll und auch keine Faust im Monitor, was weg ist, ist weg.

 

Ich bin so wunderbar
Ein Wunder gar
Das Leben ist schön

 

Es klingelt, die Handwerker sind da, sieben Monate, drei Wochen und drei Tage habe ich auf diesen Moment- die Klospülung funktioniert nicht gewartet. Vor lauter Freude lade ich sie zum Essen ein, die Kartoffeln sind nicht so wirklich festkochend , der Kartoffelsalat ein Kartoffelbrei,die Handwerker sind überfordert – und kehren einigermaßen satt wieder in ihre Handwerkerheimat zurück.
Unverrichteter Dinge sperre ich die Klotür zu.

 

Ich bin so wunderbar
Ein Wunder gar
Das Leben ist schön

 

Eine Tante meldet sich an, sie sei schon so lange nicht mehr hier gewesen-
mir kommt ihr letzter Besuch vor, als sei es gestern gewesen- ich habe nur
zwei Stunden Zeit, das Haus in einen Zustand zu verwandeln, der den Eindruck
erweckt, die Bewohner hier seien einigermaßen bei Trost. Dann hole ich sie von
der S-Bahn ab, hab vergessen, dass mein Auto einer Rest -Sperr-und Sondermüll gleicht.
Wir kommen nicht so in die rechte Stimmung, sie isst aus
heilpraktischen Gründen keinen Weißzucker mehr- ich habe keinerlei Alternativen im Haus.
Ich versuche die Stimmung etwas aufzuheitern indem ich von Krankheiten erzähle garstigen Krankheiten gar und vergesse dabei Regel Nummer 1:
erzählen tut ausschließlich sie, wahrscheinlich war sie wirklich schon länger nicht mehr da.
Endgültig kippt die Stimmung als ich den Kartoffelbrei anbiete, sie beschwert sich dieser Kartoffelbrei schmeckt nach Kartoffelsalat, aus mir werde im Leben nichts mehr, ich bin beleidigt.

 

 Ich bin so wunderbar, ein Wunder gar, das Leben ist schön.

 

Ich gönne mir einen kleinen Flirt , ich bin auf einer Beerdigung engagiert und einer der Bestatter ist echt süß.
Außerdem schaue ich heute nahezu perfekt aus, Kleidung, Schminke alles außerordentlich gelungen- geht doch.
Schon ein paar Tage später  am Weiher, ich bin mit einer Freundin und
unseren Kindern zum Baden, ich leihe ihr – nett- meinen Ganzkörperkaschierung-badeanzug und trage ausnahmsweise das Modell Spitztüte meiner Oma….
Gerade bin ich eine hitzige Grundsatzdebatte mit mehreren Rentnern verwickelt,was dürfen Kinder, was Rentner nicht,
da steht ganz unverhofft-äh- mein Bestatter vor mir.
Höflich geben wir uns die Hand.

 

Ich bin so wunderbar, ein Wunder gar, das Leben ist schön.

 

Immer noch Sommer, ich verspreche meiner Tochter leichtfertig am Abend mit ihr zum See zu fahren. Abend ist mittlerweile Nacht, wir fahren nur zum nächsten Tümpel. Ich spare mir den in der Handhabung nicht ganz einfachen schon erwähnten Ganzkörperkaschierungsbadeanzuges  und gehe die Sache modisch gesehen ausgesprochen puristisch an.
Im Mondlicht leuchte ich wie ein Marzipanschwein,da sehe ich Autoscheinwerfer auf uns zukommen ich laufe panisch zu meinem Auto, mache undurchdachterweise die Tür auf, ich möchte mich einhüllen- die Innenbeleuchtung macht alle Versuche auf der Stelle zunichte, mein hysterisches Brüllen lenkt auch nicht direkt die Aufmerksamkeit von mir ab…….

 

Ich bin so wunderbar, ein Wunder gar, das Leben ist schön.